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Grosses Interesse an den Ausführungen von Hansruedi Böni im Stadtpark. Fotos: NVR, Louise Bredenhann
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Abendspaziergang des NVR zu den Vögeln der Stadt

(mt) Mit viel Charme, Humor und einem unglaublichen Wissensschatz zu den Themen Vögel und Natur führte der bei Naturfreunden bestens bekannte Dr. Hansruedi Böni eine grosse Schar Interessierter durch die Rheinfelder Altstadt und den Stadtpark.

Wie es schon aus dem Vereins-Namen hervorgeht, ist bei Natur- und Vogelschutz Rheinfelden der Zusammenhang zwischen Vögeln und Natur Programm: Vögel können – genau wie der Mensch – nicht ohne natürliche Umwelt überleben. Dies aufzuzeigen war auch ein Anliegen bei diesem öffentlichen Abendspaziergang.
Beim Start im Rumpel gab es Informationen zu den hier unüberhörbaren Mauerseglern, wenn sie über der Altstadt um die Wette fliegen: den Spyren, wie sie im Volksmund genannt werden. Sie kommen jedes Jahr, Ende April, fast auf den Tag genau zu uns und verlassen Rheinfelden bereits Ende Juli wieder. In diesen drei Monaten geht das ganze Brutgeschäft über die Bühne und die Jungen müssen bereit sein für den grossen Zug in Richtung südliches Afrika. Rund 8000 km weit fliegen sie und im nächsten Frühling dieselbe Strecke wieder zurück. Paare fliegen getrennt, aber im Frühling landen sie wieder in der genau gleichen Wohnung wie im Vorjahr. Das Erstaunlichste an den Spyren ist wohl, dass sie praktisch ihr ganzes, etwa zehnjähriges Leben im Flug verbringen, weit über 200 Tage pro Jahr ununterbrochen in der Luft, wie neuere Messungen bestätigt haben. Nur beim Brüten sind die Tiere nicht in der Luft, sie schlafen sogar im Flug, ihr Gehirn ist dazu speziell angepasst.

Grosses Interesse an den Ausführungen von Hansruedi Böni im Stadtpark. Fotos: NVR, Louise BredenhannBeim Halt neben der Martinskirche, wo eine ganze Reihe Nisthilfen angebracht sind (die Spyren mögen es sehr hoch über dem Boden), wurde auch auf Gustav Käser hingewiesen, der gleich neben der Kirche wohnte. Er hat seinerzeit viel zum Wissen – und auch zum konkreten Überleben vieler Spyren beigetragen. Viele seiner minutiösen Aufzeichnungen sind noch erhalten. Teile davon sind in der NVR-Homepage zu finden. Was auch noch wichtig ist zu wissen: Die Mauersegler sind in keiner Weise mit den Schwalben verwandt.
Beim Schützenmatt-Schulhaus, wo es unter dem Dach viele Nistkästen für Schwalben gibt, konnte man emsiges Treiben beobachten. Mehlschwalben sind es hier, ihr Bestand ist schweizweit leider seit langem rückläufig. Man weiss nicht genau, warum. Ein wichtiger Faktor ist si-cherlich der starke Rückgang der Insekten, ihrer Haupt-Futterquelle. Befestigte Oberflächen und der Rückgang einheimischer Wildpflanzen tragen ihren Teil dazu bei. Als Ersatz für die fehlenden offenen Böden, bei denen die Schwalben das Material für den Nestbau suchen, können künstliche Nistgelegenheiten dienen. Sie werden vielerorts angebracht, aber von den Vögeln nicht immer oder erst nach langer Zeit angenommen.
In Rheinfelden kommen noch zwei weitere Schwalbenarten vor: die Rauchschwalben, welche vor allem in der Nähe von Tieren nisten (Ställe), weil es da in der Regel viele Insekten gibt und die Uferschwalben in der Hard, für die man eigens eine künstliche Sandwand gebaut als Ersatz für nicht mehr vorhandene, natürliche Flussufer. Sie wird seit Beginn 2013 regelmässig von gegen 200 Brutpaaren genutzt.

Storchennachwuchs
Nach einigen bezüglich Nachwuchs unergiebigen Jahren haben auf dem Storchennestturm endlich wieder einmal Junge überlebt. Eines von den dreien hat sich beim Rundgang zusammen mit einem Elternteil sehen lassen. Der nasse Frühling hat also weniger geschadet als die Kälte der letzten Jahre. Langsam aber reduziert die Trockenheit der Böden das Nahrungsangebot.
Nachdem der Weissstorch in der ersten Hälfte des letzten Jahres in der Schweiz komplett ausgestorben war, geht es ihm heute wieder so gut, dass man sich fragen kann, ob die aufwändige Beringung oder Besenderung noch notwendig ist.
Diese und etliche andere Fragen wurden angesprochen, so zum Beispiel der Efeu, welcher oft unnötig von Mauern oder Bäumen gerissen wird, tatsächlich aber einen grossen Wert für Vögel wie auch Insekten darstellt. Natürlich gab auch die Waldpflege einiges zu reden, kann diese doch einen negativen Einfluss auf das Brutgeschäft der Vögel haben. Doch darüber zu schreiben, fehlt hier der Platz. Zum Schluss aber noch eine frohe Botschaft: Von einigen (Wasser-)Vögeln weiss man mittlerweile, dass sie Schwarzmeer-Grundeln zum Fressen gern haben.
Nicht zuletzt ein ganz grosser Dank des NVR an Hansruedi Böni für seine interessanten, mit vielen Details angereicherten Ausführungen. Gute Gespräche beim anschliessenden kleinen Apéro rundeten den rundum gelungenen Abend ab.

 www.nv-rheinfelden.ch 

Bilder: Grosses Interesse an den Ausführungen von Hansruedi Böni im Stadtpark. Fotos: NVR, Louise Bredenhann