(pd) 63 Kulturprojekte erhalten im 4. Quartal 2022 einen Beitrag oder eine Defizitgarantie aus dem Swisslos-Fonds. Nachfolgend ist eine Auswahl der unterstützten Kulturprojekte zu finden.
Landschaftsbilder der Vergangenheit und der Zukunft
• Geografische Veränderungen der letzten 250 Jahre festzuhalten und zu archivieren – nichts weniger hat sich Murikultur in Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Sadhyo Niederberger mit dem Projekt «Landschaftsveränderungen im Blickfeld der Kunst» für das Singisen Forum vorgenommen. Diese Nachfolgeausstellung des Forschungsprojekts «Caspar Wolf Grand Tour» beschäftigt sich mit dessen künstlerischen Auswertung. Dabei stehen vor allem Veränderungen im Alpenraum aufgrund des menschlichen Einflusses im Fokus, die durch die Vergleichsarbeit der Werke des Landschafts- und Alpenmalers Caspar Wolf mit den heutigen Gegebenheiten sichtbar werden.
• Der Kanton Aargau besitzt eine reiche kulturelle Vergan-genheit, welche jedes Jahr am Tag des Kulturerbes in den Mittelpunkt gestellt wird. 2023 liegt der Fokus auf der Gemeinde Würenlingen, die neben der frisch renovierten Dorfschüür aus dem 18. Jahrhundert auch über ein 2014 entdecktes römisches Übungslager für Truppen verfügt. Ausserdem wurde erst kürzlich bei Grabungen eine mittelalterliche Töpferei entdeckt. Mit einem bunten Programm wird der Bevölkerung am 25. Juni 2023 die Kultur- und Industriegeschichte der Gemeinde Würenlingen präsentiert.
• Auch das Museum Langmatt in der gleichnamigen historischen Villa blickt auf eine lange und bedeutsame Geschichte zurück. Das ehemalige Herrschaftshaus der BBC-Gründungsfamilie Brown-Boveri soll in den Jahren 2024–2026 gesamtsaniert werden. Die Jugendstilvilla, die durch den Badener Architekten und Protagonisten der Schweizer Architekturmoderne Karl Moser entworfen wurde, beherbergt eine der bedeutendsten Privatsammlungen französischer Impressionisten Europas. Als wich-tige historische Zeitzeugin der Stadt und Region Baden nimmt die Villa Langmatt eine wesentliche Rolle ein. Die grundlegende Sanierung des einzigartigen Baudenkmals soll diesen Stellenwert und den ganzjährigen Zugang zur wichtigen Impressionistensammlung für die Öffentlichkeit sichern.
• Ebenfalls öffentlich zugänglich wird das landschaftsprägende Kunstprojekt ART FLOW sein. Seit Jahren befindet sich das Limmattal zwischen Zürich und Baden in re-gem Wandel und ist Ort einer ebenso eindrücklichen wie auch vielfältigen Industriegeschichte. Im Projekt ART FLOW setzen sich regionale, nationale und internationale Kunstschaffende mit dem Limmattal auseinander. Die entstandenen Kunstwerke werden im öffentlichen Raum ausgestellt und laden die Bevölkerung dazu ein, die Region neu zu entdecken. Den Kunstwerken zugrunde liegen sollen Fragestellungen rund um Agglomeration, Glo-balisierung und die heterogene Bevölkerungsstruktur des Limmattals.
• Am Fusse des Schloss Lenzburg prägt die denkmalgeschützte Villa Sonnenberg das Landschaftsbild. Der barocke Bau aus dem 18. Jahrhundert und die dazugehörige idyllische Gartenanlage sollen bis im Herbst 2023 gesamtsaniert werden. Die Villa Sonnenberg wird danach zum Kultur-Gästehaus umfunktioniert, mit einem Jahresprogramm bestehend aus Veranstaltungen, Workshops und Netzwerktreffen. Ab Januar 2024 startet zudem ein kooperatives «Artists in Residence»-Programm für nationale und internationale Kunstschaffende. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Müllerhaus Lenzburg, dem Künstlerhaus Boswil und weiteren lokalen Kooperationspartnern.
Stimmgewaltiger Nachwuchs
• Der rund 90-köpfige Kantichor Wohlen, der aus Schülerschaft und Lehrenden der Kantonsschule besteht, wagt sich alle drei bis vier Jahre an ein grösser angelegtes Aufführungsprojekt. Im März 2023 soll es wieder soweit sein. In Zusammenarbeit mit dem Rheinfelder Barockorchester Capriccio und unter der Leitung der Schulmusiker Beat Wälti und Walter Siegel führt der Kantichor Felix Mendelssohns Oratorium «Paulus» auf. Das abwechs-lungsreiche Werk erfreute sich zu Mendelssohns Lebzeiten grosser Popularität und weist eine epochenübergreifende Musikalität auf. Das Projekt erhält einen Beitrag von 15 000 Franken sowie eine Defizitgarantie von 10 000 Franken.
• Die Aufführung eines bis heute sehr populären Chorwerks bereitet der Chor der Kantonsschule Wettingen vor. Die jungen Sängerinnen und Sänger werden im Mai 2023 Carl Orffs «Carmina Burana» interpretieren. Ausserdem wird der Nachfolgeverein des ältesten Konzertzyklus des Kantons Aargau die Neukomposition «STELLA», die anlässlich dieses Zyklus komponiert und getextet wurde, uraufführen. Dafür wurde die Wohlener Komponistin Sarah Chaksad und der Aarauer Literatur- und Wortkünstler Andreas Neeser engagiert, die sich mit ihrer Komposition auf Terrain ausserhalb der Harmonien und Choralgesänge trauen.
• Stimmgewaltig, gar wortgewaltig, wird es ab November 2022 in den Berufs- und Kantonsschulen Aargau, wo die kantonalen U20-Poetry-Slam-Meisterschaften starten. In den letzten Jahren ist die U20-Poetry-Slam-Szene bedeutend gewachsen. Fanden anfänglich die U20-Meisterschaften in den Kantonen St. Gallen und Thurgau statt, so führen inzwischen mehrere Kantone die Wettbewerbe durch. Im Rahmen der diesjährigen Aargauer Meisterschaften werden an den Schulen Workshops durchgeführt, wo interessierte Jugendliche in die Welt des Poetry Slams eingeführt werden. Ihre Ergebnisse dürfen sie in den Vorrunden zum Besten geben. Am fulminanten Finale im Februar 2023 im KIFF wird die neue Aargauer U20-Meisterin oder der neue Meister gekürt, welche oder welcher dann an den U20-Schweizermeisterschaften teilnehmen darf.
• Geschult werden jugendliche Stimmen im 2023 auch im Singlager des Jugendchors Seetal. Rund 50 Jugendliche aus der Region üben im Rahmen der Lagerwoche im April unter professioneller Begleitung ein Konzertprogramm inklusive Tanz und Theater ein. Das Resultat dieses Lagers in Beinwil am See soll später im Jahr im Rahmen mehrerer Konzertauftritte der Öffentlichkeit und mit einem Gratiskonzert für das Publikum aus Altersheimen präsentiert werden.
Ankommen
• Um sanft am Jahresende anzukommen hilft der Klingende Adventskalender der Reformierten Kirche Aarau. Mit einem geheimen Programm aus 23 musikalischen Mittagseinlagen zu je 30 Minuten in der Stadtkirche Aarau werden die Zuhörenden durch den Advent begleitet. Kuratiert wird der Klingende Adventskalender durch die Hauptorganistin der Stadtkirche Aarau, Aurore Baal, die sowohl Laienmusizierende, Jugendchöre wie auch professionelle Musikschaffende für das Vorhaben engagieren konnte.
• Das Ankommen in der Schweiz kann sich weitaus weniger besinnlich anfühlen, wie dies eindrücklich auch der US-amerikanische schwarze Schriftsteller James Baldwin in seinem Essay «Stranger in the Village» festhielt – ein Text aus dem Jahr 1953, der im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung erneut verstärkt rezipiert wurde. 2024 wäre Baldwin 100 Jahre alt geworden. Das Aargauer Kunsthaus greift im Rahmen einer Sonderausstellung mit dem Titel «Stranger in the Village. Rassismus im Spiegel von James Baldwin» durch den Blick der visuellen Kunst die Fragen des Alltagsrassismus auf. Die von September 2023 bis Januar 2024 andauernde Sonderausstellung präsentiert Werke von Fin-de-Siècle-Kunstschaffen-den bis zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus allen Landesteilen, die sich mit Diskussionen zur Darstellung, zur Identifikation und zum Umgang mit Alltagsrassismus von Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart auseinandersetzen.
Weitere Projekte
Folgende Projekte im Fricktal erhalten ebenfalls einen Unterstützungsbeitrag: – Festival «Open Classics am Rhein» 2023 in Rheinfelden, 70 000 Franken; – Modernisierung des Museums Schiff in Laufenburg von Sommer 2023 bis Ende 2025, 1,63 Mo. Franken; – Sonderausstellung «Ongoing – Anna Schmid» 2023 im Erwin Rehmann Museum in Laufenburg, 40 000 Franken.