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Gemeinsam im Einsatz für das Kulturerbe – der diesjährige Feldkurs stand im Zeichen des 125-Jahres-Jubiläums der Gesellschaft Pro Vindonissa. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Archäologische Ausgrabung beim Amphitheater in Windisch: Feldkurs für Freiwillige fand erstmals in Vindonissa statt

(pd) Der diesjährige Feldkurs für Freiwillige fand anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Gesellschaft Pro Vindonissa beim Amphitheater in Windisch statt. Zwanzig Freiwillige untersuchten gemeinsam mit der Kantonsarchäologie in drei kleinen Grabungsfeldern archäologische Reste unter der "Amphiwiese".

Im September führte die Kantonsarchäologie im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Abteilung Kultur zum vierten Mal den Feldkurs, eine Ausgrabung mit Freiwilligen, durch. Gegraben wurde auf der "Amphiwiese" in Windisch, direkt neben dem Amphitheater. Hier unternahm auch die Gesellschaft Pro Vindonissa – damals noch Antiquarische Gesellschaft Brugg und Umgebung genannt – ihre ersten Grabungen. Daran knüpfte der dreiwöchige Feldkurs an und erinnerte damit an die Gründung der Gesellschaft im Jahr 1897, also vor 125 Jahren. Diese setzte schon lange vor der Kantonsarchäologie den Impuls für die Erforschung von Vindonissa, was im Wesentlichen dem Engagement von geschichtsinteressierten Freiweilligen zu verdanken ist.

- Drohnenaufnahme während des Felskurses für Freiwillige. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauEine vielgenutzte Festwiese – und darunter? Auf Initiative der Gesellschaft Pro Vindonissa wurden schon im Jahr 1899 Grabungen beim Amphitheater durchgeführt. Mit mehreren Suchschnitten grub man nach römischen Schichten und dokumentierte unter anderem ein Skelett. Über 100 Jahre später ist der Wissensstand aber nicht grösser. Weil die Amphiwiese nie überbaut wurde, war bislang nicht bekannt, was sich unter der vielgenutzten Festwiese befindet. Vorgängige geophysikalische Messungen zeigten aber, dass sich zwei grosse Baubefunde im Boden verbergen. Ziel des Feldkurses war es abzuklären, ob es sich um römische Reste handelt und ob diese durch die starke Nutzung der Wiese beeinträchtigt werden. Deshalb wurden die Strukturen im Rahmen des Feldkurses gezielt angeschnitten, um Anhaltspunkte zur Datierung und zur Erhaltung zu gewinnen. Zusätzlich wurde der Schnitt von 1899 wieder geöffnet.

Gräber, Gebäude und ein Platz
Schon am ersten Grabungstag kam ein Skelett zum Vorschein. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton AargauSchon beim Abhumusieren folgte die erste Überraschung. Der Bagger fasste ein Skelett, das von einer vermutlich römischen Bestattung aus dem Bereich der Ausgrabung von 1899 stammt. Im Verlauf des Feldkurses kamen zwei weitere Skelette zum Vorschein. Dies deutet auf ein ehemaliges Gräberfeld direkt neben dem Amphitheater hin. Die Art der Bestattung – nicht verbrannt, sondern körperbestattet – sowie die gefundenen Münzen und eine sogenannte Zwiebelknopffibel weisen auf eine spätantike Zeitstellung. In dieser Zeit waren die Legionen in Vindonissa bereits abgezogen, jedoch lebten hier weiterhin militärische und zivile Personen.

In den beiden Grabungsfeldern im Bereich der geophysikalisch gemessenen Baubefunde kamen tatsächlich archäologische Überreste zutage. Eine auf dem Messbild 30 x 30 Meter messende quadratische Fläche stellte sich als mutmassliche Platzanlage heraus, die aus dicht gesetzten Steinen bestand. Funktion und Zusammenhang mit dem Amphitheater bleiben indes unklar, weil zugehörige Funde fehlen. Die zweite gemessene Struktur entpuppte sich als das Mauerfundament eines grossen langrechteckigen Gebäudes. Die Bauweise erinnert an diejenige der 11. Legion von Vindonissa, wodurch ein Zusammenhang mit Legionslager und Amphitheater wahrscheinlich ist. Es dürfte sich um ein Wirtschaftsgebäude handeln wie einen Speicher, ein Magazin oder einen Stall. Der Feldkurs ermöglichte der Kantonsarchäologie einen gezielten Einblick in die bisher wenig erforschte "Amphiwiese" und lieferte damit wertvolle Informationen zum nachhaltigen Schutz der archäologischen Hinterlassenschaften. Im Gegenzug erhielten die Freiwilligen die Möglichkeit, an einer archäologischen Ausgrabung teilzunehmen: eine Win-win-Situation. Der Feldkurs steht damit in der Tradition der ersten Freiwilligen von Vindonissa.

Bilder:
- Gemeinsam im Einsatz für das Kulturerbe – der diesjährige Feldkurs stand im Zeichen des 125-Jahres-Jubiläums der Gesellschaft Pro Vindonissa. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
- Drohnenaufnahme während des Felskurses für Freiwillige. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
- Schon am ersten Grabungstag kam ein Skelett zum Vorschein. Foto: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau