(pd) Die Römisch-Katholische Kirche im Aargau führt die jährliche Statistik über die Mitgliederzahlen der Kirchgemeinden. Auch 2024 ist die Anzahl der Kirchenmitglieder weiter abnehmend, mit 4923 Austritten jedoch wieder auf dem Niveau der Jahre 2020–2022.
Die Zahl der Kirchenaustritte hatte 2023 im Zuge der Veröffentlichung der Ergebnisse der von der römisch-katholischen Kirche Schweiz in Auftrag gegebenen Pilotstudie «Aufar-beitung Missbrauch» einen Höhepunkt erreicht. 2024 sind 238 Menschen wieder in die Römisch-Katholische Kirche Aargau eingetreten und 837 wurden getauft.
Rund 730 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte der Kanton Aargau Ende 2024. Über 184 000 von ihnen gehören der römisch-katholischen Kirche an. Im Jahr 2020 wurden noch 206 303 Mitglieder gemeldet. In den letzten fünf Jahren sind somit insgesamt 28 230 Perso-nen aus der Kirche ausgetreten und 849 wieder eingetreten. Allein im letzten Jahr haben sich 238 Menschen entschieden, wieder in die katholische Kirche einzutreten. 837 Kinder wurden 2024 getauft, gegenüber 673 im Jahr 2023, und es waren 1849 Todesfälle zu verzeichnen (2023: 1965).
Die Gründe sowohl für die Wiedereintritte, Übertritte oder die Austritte sind vielfältig und werden oft nicht genannt. Gelegentlich werden steuerliche Aspekte und die angespannte finanzielle Lage in den Haushaltungen erwähnt. Die Austrittszahlen bewegen sich in der Höhe der in den Jahren 2020 bis 2022 gemeldeten Fälle. Die von der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz in Auftrag gegebenen Studie «Aufarbeitung Missbrauch», die im September 2023 erschütternde Fälle seit 1950 aufzeigte und eine Austrittswelle zur Folge hatte, spielte für die Statistik 2024 eine untergeordnete Rolle. Die intensive Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Verstärkung der Prävention durch gezielte Massnahmen wurde auch im letzten Jahr weitergeführt. Das Bistum Basel meldet 96 % der seit 1950 gemeldeten Fälle als abgeschlossen.
Das gesamtgesellschaftliche Engagement
Die Kirchensteuern bleiben vor Ort. Entgegen der weit verbreiteten Meinung fliessen die Kirchensteuern nicht in den Vatikan, sondern bewirken hier vor Ort Gutes für die Gesellschaft. Primär wird damit die seelsorgerische Arbeit der Pfarreien finanziert, aber auch die Jugendar-beit, die spezialisierte Seelsorge zum Beispiel in den Aargauer Spitälern, Kliniken und Heimen, die christliche Bildung und die Bekämpfung von Armut über katholische Hilfswerke wie die Caritas Aargau. Auch die Bewahrung der Schöpfung durch Unterstützung von Umweltprojekten oder der Unterhalt der kulturhistorischen Güter wie der über hundert Aargauer Kapellen gehören zu den Aufgaben der Landeskirche und der Kirchgemeinden. Dies zeigt auch die Kampagne «Kirchensteuer sei Dank» auf. Auf der entsprechenden Webseite zeigt die Römisch-Katholische Kirche im Aargau in einer interaktiven Karte des Kantons Aargau anschaulich, wohin die Steuereinnahmen fliessen.
Der Reformprozess
Seitdem Papst Franziskus im Jahr 2021 den weltweiten synodalen Prozess ausgerufen hat, wurde in zwei Weltsynoden 2023 und 2024, in europäischen und in nationalen Treffen über Partizipation und Gemeinschaft in der römisch-katholischen Kirche diskutiert.
Die Fortführung des Synodalen Prozesses bleibt ein wichtiger Schwerpunkt der katholischen Kirche. Nach dem Abschluss der Weltbischofssynode im Oktober gilt es, gemeinsam im Dialog in den Pastoralräumen, Fachstellen, Gremien und Gemeinschaften vor Ort synodale Strukturen zu finden und auszugestalten. Mit einem ersten Synodalitätstag im Dezember hat die Schweizerische Bischofskonferenz eine sogenannte Synodale Erprobungsphase 2025–2029 eröffnet, deren Ziel es ist, synodale Arbeitsweisen zu etablieren, die Dezentralisierung kirchlicher Ent-scheidungsprozesse voranzutreiben und die Transparenz und Rechenschaftspflicht kirchlicher Institutionen zu stärken. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der stärkeren Einbindung aller Getauften in die kirchliche Entscheidungsfindung. Eng verbunden mit dem Anliegen der Synodalität ist der Blick auf die Realität aktueller gesellschaftlicher und kirchlicher Entwicklungen.
Die Frage der Glaubwürdigkeit wird die Reformbemühungen auch im Bereich der Gleichstellung prägen. Im Bistum Basel hat die Begleitgruppe Synodaler Prozess weitere Schritte eingeleitet, damit der synodale Weg im Bistum Basel erfolgreich weitergeführt werden kann. An ihrer dritten Synodalen Versammlung am 7. März 2025 werden die Ergebnisse der Synode in Rom und die im Projekt «PEP to go» vorgezeichneten Entwicklungsschritte analysiert. So wie es auch im Synodenbericht der Weltsynode 2024 heisst:
«Ohne konkrete kurzfristige Veränderungen wird die Vision einer synodalen Kirche nicht glaubwürdig sein, und dies wird diejenigen Mitglieder des Volkes Gottes entfremden, die aus dem synodalen Weg Kraft und Hoffnung geschöpft haben. Die Ortskirchen müssen Wege finden, um diese Veränderungen umzusetzen».
Aufarbeitung der Vergangenheit und Massnahmen für die Zukunft stellen einen wichtigen Gesinnungswechsel dar und helfen der Römisch-Katholischen Kirche, sich zu verändern – um sich an die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen und relevant zu bleiben.