(vpod) Angesichts der schwarzen Zahlen, welche das Kantonsspital Aarau vermeldet, fordert der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Aargau/Solothurn eine Kurskorrektur – zugunsten des Personals.
Das Kantonsspital Aarau (KSA) schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einem Gewinn von 8,1 Millionen Franken ab. Die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten ist weiter gestiegen, die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen haben sich verbessert. Der Jahresbericht stelle dies als Erfolgsgeschichte dar, so der VPOD. Die Realität für die Mitarbeitenden sehe jedoch anders aus: Sie hätten im vergangenen Jahr eine gescheiterte Lohnrunde hinnehmen müssen und damit einen realen Kaufkraftverlust ertragen. Während sich das Spital-Management nun gegenseitig auf die Schultern klopfe und den Gewinn feiere, schauten die Mitarbeitenden in die Röhre. Ein einfaches «Danke» im Jahresbericht reiche nicht aus, um Rechnungen zu bezahlen. Der VPOD Aargau/Solothurn fordert eine klare Kurskorrektur.
Mehr Patientinnen und Patienten, aber keine Entlastung
Im Jahr 2024 verzeichnete das KSA insgesamt 32'632 stationäre Austritte – fast acht Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die ambulanten Behandlungen haben erneut zugenommen. Trotz dieser Entwicklung ist die Zahl der Mitarbeitenden nahezu gleichgeblieben. Das bedeute, so der VPOD, dass die gestiegene Arbeitslast vollständig durch das bestehende Personal getragen wurde.
Die wirtschaftlichen Kennzahlen des KSA zeigten deutlich, dass das Spital finanziell stabilisiert worden sei. Während der Betriebsertrag um 5,3 Prozent stieg, nahm der Personalaufwand lediglich um 2,3 Prozent zu. Eine Erhöhung der Personalkosten könne aber viele Ursachen haben – unter anderem höhere Sozialversicherungsbeiträge oder mehr Überstunden. Fakt sei: Die Zahl der Mitarbeitenden sei praktisch gleich geblieben, die Patientenzahlen seien gestiegen, und der Arbeitsdruck nehme weiter zu. Die Differenz zwischen diesen beiden Werten verdeutliche, dass das wirtschaftliche Wachstum des KSA nicht durch eine angemessene Personalaufstockung begleitet wurde.
Dariyusch Pour Mohsen, Regionalleiter des VPOD Aargau/Solothurn, hält fest: «Das KSA präsentiert im Jahresbericht beeindruckende Zahlen. Doch wer genau hinschaut, sieht, dass diese Erfolge nicht nur durch betriebliche Innovationen erzielt wurden, sondern vor allem durch die steigende Arbeitsverdichtung. Das ist nicht nachhaltig und darf nicht zur neuen Normalität werden.»
Keine Strategie für das Personal
Der Jahresbericht betone die Bedeutung der Mitarbeitenden für den Erfolg des Spitals. Doch trotz steigender Belastung gebe es keine generellen Massnahmen zur langfristigen Entlastung oder Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Besonders stossend sei, dass die Mitarbeitenden im vergangenen Jahr leer ausgegangen seien: Die Lohnverhandlungen scheiterten, während Inflation und steigende Lebenshaltungskosten ihre Kaufkraft schmälerten. Nun präsentiere das KSA einen Millionen-Gewinn, doch das Personal profitiere nicht. Statt faire Löhne zu zahlen oder Arbeitsbedingungen zu verbessern, feiere sich die Spitalleitung selbst.
Das KSA hebe hervor, dass die EBITDA-Marge auf sechs Prozent gestiegen sei. Doch der Bericht nenne keine Pläne zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, keine Massnahmen zur Personalaufstockung und keine Perspektive für die Beschäftigten.
Dariyusch Pour Mohsen fordert: «Die Mitarbeitenden des KSA haben den Turnaround mit ihrem Einsatz ermöglicht. Nun muss dieser Erfolg auch bei ihnen ankommen. Wer mehr Patientinnen und Patienten behandelt, braucht mehr Personal. Wer wirtschaftliche Stabilität erreicht hat, muss diese nutzen, um faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.»
VPOD fordert Klarheit und Entlastung
Der VPOD Aargau/Solothurn fordert von der Geschäftsleitung des KSA eine klare Strategie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen:
• Die steigenden Patientenzahlen erfordern eine gezielte Aufstockung des Personals. Arbeitsverdichtung darf nicht zur Dauerlösung werden.
• Die wirtschaftliche Stabilisierung des KSA muss sich auch in den Löhnen widerspiegeln. Wer den Erfolg erwirtschaftet, muss auch davon profitieren.
• Die strategische Entwicklung des KSA muss transparent kommuniziert werden. Die Mitarbeitenden haben ein Anrecht darauf zu wissen, welche Rolle das Spital künftig in der Gesundheitsversorgung des Kantons Aargau spielen wird.
Das KSA habe wirtschaftliche Fortschritte erzielt. Jetzt brauche es Fortschritte für die Mitarbeitenden. Leere Dankesworte im Jahresbericht genügten nicht – es brauche konkrete Verbesserungen.